Ein bisschen habe ich mich immer gefragt, wie es in der Geschichte der Menschheit ein ums andere Mal möglich war, bestimmte Teile einer Bevölkerung aus eben dieser auszuschließen. Die Mehrheit gegen eine Minderheit aufzubringen, um letztendlich auch Aggressionen zu legitimieren. Dank Erdogan verstehe ich das jetzt besser.
Alles, was es braucht, ist ein Feindbild. Schön allgemein gehalten, damit auch jeder gemeint sein kann.
Dieses Feindild wurde behutsam gehegt und gepflegt. Doch das allein reicht nicht. Es braucht auch ein Ereignis, das so extrem sein muss, dass es auch wiederum extreme Handlungen rechtfertigen kann. Ob nun inszeniert oder nicht, der Putsch kam für Erdogan zum richtigen Zeitpunkt. Und er wusste ihn perfekt zu nutzen. Denn dieses eine Ereignis nahm er zum Anlass die hart erarbeitete türkische Demokratie abzuschaffen. Schließlich müsse man die Türkei schützen vor allen „Feinden“. Dabei ist jeder, der nicht voll hinter Erdogan steht, ein potentieller Feind. So schafft Erdogan einen Generalverdacht, der so oberflächlich wie wirksam ist. Hier fängt die Geschichte an sich zu wiederholen.
Es ist wirklich erschreckend, wie Erdogan einfach jeden, der etwas gegen ihn sagt, einen Terroristen oder Unterstützer dessen nennt. Er hat einen Feind geschaffen, der so mächtig und allumfassend scheint, dass er damit einfach alles ohne Erklärung kurz und knapp begründen kann.
Dass dieses Feindbild zum größten Teil selbst geschaffen ist und nicht wirklich in dieser Form existiert, interessiert nicht. Denn Erdogans Erklärungen sind einfach und einleuchtend. Allgemein, man hat ihn als großer Herrscher akzeptiert. Er hat sich mittlerweile eine Position geschaffen, aus der heraus Erdogan behaupten könne, er wäre Neptun. Seine Anhänger würden es glauben.