Die Bayernwahl ist die wichtigste Landtagswahl in Deutschland. Dementsprechend haben dessen Ergebnisse eine wegweisende Aussagekraft. Weil insbesondere die Bundespolitik bei dieser Landtagswahl eine große Rolle gespielt hat, kann man durch diese Ergebnisse auch Rückschlüsse für die gesamte Bundesrepublik ziehen.
Zum Ersten fällt auf, dass die GroKo weiter massiv an Boden verliert. In den momentanen Hochrechnungen liegt die SPD in Bayern tatsächlich unter 10%. Ein historisches Tief, das vor fünf Jahren wohl noch jeder als unmöglich bezeichnet hätte. Die CSU leigt mittlerweile nur noch bei rund 35%. Auch das ist nichts anderes als katastrophal.
Damit nimmt die Abwanderung der Wähler der (ehemaligen) Volksparteien weiter Fahrt auf. Die Unzufriedenheit mit der Regierung ist größer denn je. Man kann sagen, selbst schuld. Hat man den Wählerwillen bei der letzten Bundestagswahl schlicht ignoriert. Entgegen dem Verlust von 13% erneut in der gleichen Konstellation zu regieren, war und ist ein großer Fehler.
Doch man kann dem Ergebnis auch viel Positives abgewinnen. Denn die Bevölkerung scheint politisch wie schon lange nicht mehr. Eine Wahlbeteiligung von mehr als 70% heißt vor allem eines: Das Volk will politisch involviert sein und das zahlt sich aus für die vielen kleineren Parteien. Haben die Grünen ein Rekordergebnis erzielt, so sind auch die Freien Wähler mit mehr als 11% beachtlich in der Wählergunst gestiegen
Selbstverständlich hat es auch die AfD in den Landtag geschafft. Allerdings mit unter 11% deutlich unter dem, was man sich selbst erhofft hat. Gerade auch wegen der hohen Wahlbeteiligung kann man einen hochinteressanten Schluss ziehen.
Die Leute sind unzufrieden, sie wollen Sicherheit und sie wollen Fortschritt. Was sie aber nicht wollen, sind plumpe rechte Politiker. Sie wollen zwar Alternativen, allerdings echte. Durchaus gibt es eine fast unverändert große konservative und liberale Gruppe. Diese ließ sich allerdings nicht einfangen von einer AfD, die trotz angeblicher Freude über das Ergebnis, wohl ziemlich enttäuscht sein wird. Wenn es der (nächsten) Regierung gelingt pragmatische Antworten auf die drängenden Fragen der Einwanderung zu finden, dürfte es die AfD schwer haben den Höhenflug fortzuführen.
Unsere Demokratie ist stark und sucht sich seine Wege mit der schwierigen politischen Situation umzugehen. Das ist das Fazit, das ich aus dieser Wahl mitnehme.
Mittlerweile neige ich dazu, die AfD als ein vorübergehendes „Phänomen“ zu sehen, wie einst die Republikaner, oder vor einigen Jahren die Piratenpartei. Es ist sehr beruhigend, dass der vernünftige, an Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und Demokratie interessierte Teil der BürgerInnen hierzulande immer noch überragend die Mehrheit stellt.
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Das denke ich auch. Einer starken CDU/CSU wird die AfD wenig entgegenzusetzen haben. Viele wollen verständlicher Weise Sicherheit, lehnen aber gleichzeitig rechtes Gedankengut ab. Vielleicht wird die AfD als nicht viel mehr als eine Protestpartei in die Geschichte eingehen.
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