Der Vorfall an der Hamburger Universität um den Lehrbeauftragten Bernd Lucke halte ich für gefährlich. Dieser wurde vom AStA davon abgehalten seine Vorlesung in Makroökonomie zu geben, er selbst ist Professor der Wirtschaftswissenschaften. Nachdem er aus der Politik auf freiwilliger Basis ausgeschieden ist, will er nun wieder seiner Profession nachgehen.
Doch die Studenten haben es dazu nicht kommen lassen. Sie buhten und pfiffen, versperrten physisch den Weg und waren mit einem Megafon ausgerüstet. Sie wollten es nicht auf eine körperliche Auseinandersetzung ankommen lassen, es solle „keine Verletzten geben“, machten sie ihr Ansinnen mit Nachdruck klar. So blieb Lucke keine Wahl als unverrichteter Dinge wieder abzuziehen.
Freilich, Lucke war Mitbegründer der AfD, einer Partei die mehr als je zuvor die Grenze des sag-und machbaren immer weiter verschieben will und die Bevölkerung aufhetzt. Eine Partei, die aus großen Unglücken Kapital schlägt und Wegbereiter einer rechten Szene ist, die sich immer mehr dazu befugt fühlt, Terror auszuüben. So aber ist die AfD nicht gestartet.
Anfangs war die AfD eine Eurokritische Partei. Eine, die nicht rechts war, sondern wohl eher stockkonservativ. Die Unterwanderung von rechts kam später und konnte von Lucke nicht verhindert. Das ist richtig. Aber die Parolen wie „Nazischwein“, die er sich im Hörsaal anhören mussten, sind nicht nur falsch und übertrieben, sondern mehr eine dreiste und völlig überhöhte Beleidigung. Schließlich trat Lucke aus der AfD aus, weil sie ihm unter Petry zu rechts geworden war. Und überhaupt, wenn Bernd Lucke eine Nazi sein soll, dann ist das nichts anderes als eine faktische Verharmlosung des rechten Terrorismus.
Dass eine Universität einen Professor seiner Profession nicht mehr nachkommen lässt, weil dieser früher Mitglied einer Partei war, die mittlerweile zwar sehr weit nach rechts gerückt aber dennoch demokratisch gewählt ist, zeugt von einem unglaublich schrägen Demokratieverständnis. Sollte das doch der Ort von demokratischem Meinungsaustausch sein, von Disput und Wissensvermehrung. So aber folgt man dem undemokratischen Verständnis, dass man Meinungen nur so lange zulässt, wie sie der eigenen entsprechen. Absolutistisch und nicht demokratisch.