Viel wird diskutiert. Was wird passieren, wenn endlich der Impfstoff gegen COVID-19 zugelassen wird und auf den Markt kommt. Wird der Ausnahmezustand dann ein Ende finden oder wird sich unsere Welt nachhaltig verändern? Folgt man den „Querdenkern“ wie Hildmann oder Naidoo, so wird es ohnehin keinen Weg mehr zurück geben. Alles, was passiert ist nur der Auftakt einer geheimen Elite die vollständige Kontrolle über die Welt zu erlangen. Ein Leben in selbstbestimmter Freiheit, dem landläufigen Glauben der Verschwörungstheoretiker folgend, würde es nie wieder geben.
Viele Annahmen
Das ist natürlich verrückt und kann zumindest auf sachlicher Ebene nicht ernst genommen werden. Aber auch andere prophezeien eine dauerhaft veränderte Gesellschaft. Einige gehen davon aus, dass die Menschen nun erkennen würden, dass Flüge verzichtbar seien und die Deutschen von nun an umweltfreundlicher agieren würden. Andere glauben, dass uns das Tragen der Maske auch noch nach Beendigung der Virus-Krise erhalten bleibt. Einige Zukunftsforscher basteln sich noch viel komplexere und zuweilen abstrusere Szenarien zusammen, die am Ende häufig etwas mit einem größeren Bewusstsein zu tun haben. Nicht wenige gehen außerdem davon aus, dass uns der derzeitige Ausnahmezustand auch lange nach Zulassung des Impfstoffes erhalten bleibt. Mindestens noch fünf Jahre.
Das wahrscheinlichste Szenario ist das Schönste
Ganz viele unterschiedliche Annahmen wirren umher und eigentlich ist nichts zu absurd als dass es nicht ernsthaft angenommen werden könnte. Häufig sind jene Annahmen von den eigenen Vorstellungen einer anderen Welt getrieben und orientieren sich weniger an dem, was wahrscheinlich ist. Genau das nämlich vereint all jene Theorien. Sie lassen das mit Abstand wahrscheinlichste Szenario außer Acht: Nach der Zulassung eines oder mehrerer Impfstoffe wird die Normalität zurückkehren. Nicht sofort, aber nachdem die Gesellschaft ausreichend durchgeimpft ist, wird das Leben, wie wir es kannten, weitergehen.
So grau die Zeiten auch scheinen mögen, so dramatisch wie die politische Rhetorik auch sein mag, es ist wichtig sich vor Augen zu führen, was passiert, wenn die Krise vorüber ist. Wir werden wieder reisen, wir werden wieder sorglos feiern, uns herzen und glückliche und unbeschwerte Hochzeiten feiern. Wir werden vielleicht etwas achtsamer, was Hygiene betrifft, aber das schöne Leben wird weitergehen wie zuvor. Wir werden wieder frei sein mit dem einzigen Unterschied vielleicht, dass wir diese Freiheit wieder mehr zu schätzen wissen.
Normalität ist nur einen Impfstoff entfernt
Eine abstrakte Annahme, die unendlich weit weg ist? Nein. Diese Realität ist nur einen Impfstoff entfernt. Und dieser ist auf dem Weg. Spätestens Mitte nächsten Jahres, wahrscheinlich schon früher, wird es Impfstoffe geben. Viele werden nun denken: „Wie naiv dieser junge Kerl doch ist. Das Virus wird dadurch nicht besiegt werden können“. Aber das muss es auch gar nicht. Wie auch bei der Grippe wird es darum gehen COVID-19 soweit zu kontrollieren, dass eine Überlastung des Systems ausgeschlossen werden kann.
Wer mir nun unterstellen will, ich würde die Bemühungen der Regierung zu mehr Disziplin aufzurufen, untergraben wollen, dem möchte ich sagen: Das Gegenteil ist der Fall. Einen Ausnahmezustand für immer wird es nicht geben können. Wenn man den Menschen ständig sagt, dass alles immer nur noch schlimmer wird und eine Ende nicht absehbar ist, dann wird sich immer mehr Widerstand regen. Über kurz oder lang wird das Leben weitergehen müssen. Dazu gibt es keine Alternative. Es geht jetzt nur noch darum die Disziplin solange aufrecht zu erhalten, wie es notwendig ist.
Begründete Hoffnung führt zu mehr Disziplin, nicht Angst
Und das fällt deutlich einfacher, wenn man sich vor Augen führt, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt. Licht, das schon deutlicher heller ist, als es die dramatischen Aussagen der Kanzlerin vermuten lassen. Ich verstehe die Motive von Frau Merkel, in ihrer Ausdrucksweise immer dramatischer zu werden. Sie will die Menschen mit aller Macht auf Linie bringen, wirkt jedoch immer verzweifelter. Ganz einfach, weil sie ihre Bürger nicht versteht. Wenn ein Ausnahmezustand ohnehin immer schlimmer wird und niemals endet, warum soll man dann noch Disziplin zeigen? Wo Angst und Hoffnungslosigkeit regieren, da schwindet auch jede noch so ehrliche Bemühung, zumindest mittel-bis langfristig.
Weshalb es im Sinne der Bewahrung und Stärkung unserer Disziplin wichtig ist, das zu tun, was unsere Regierung fahrlässig versäumt: Hoffnung geben. Denn diese ist real. Daran gibt es keinen Zweifel. Normalität ist nur eine Zulassung und eine Übergangszeit entfernt. Wenn man dies realisiert, dann fällt es einfacher jetzt noch durchzuhalten. Genau darum geht es. Wir müssen jetzt noch durchhalten, es dauert nicht mehr ewig. Und wenn die schlimme Zeit vorüber ist, dann werden wir stolz sein können auf das, was wir geschafft haben. Wir werden wissen, dass wir eine starke, solidarische und endlich auch wieder eine vollkommen freie Gesellschaft sind. Ich freue mich drauf.