Terrorismus und Menschen mit Ressentimenthintergrund

Oh man. Nicht schon wieder. Was für Vollidioten. Naja, Vollidioten verharmlost vielleicht noch etwas. Was für Monster. Man möchte es nicht für möglich halten. Terrorismus scheint eine neue Realität zu werden, auf die wir uns einstellen werden müssen. So übel das auch klingt. Aber ein so grausames und totalitäres Konstrukt wie der Daesh wird nicht aufhören zu terrorisieren. Anschläge wie in Brüssel und Paris Ausläufer des Terrors, dem die Bevölkerung in den vom Daesh besetzten Gebieten tagtäglich ausgesetzt ist. Unvorstellbar eigentlich. Was für Qualen andere Menschen durchmachen müssen, das liegt außerhalb meiner durch Wohlstand und Sicherheit geprägten Vorstellungskraft. Dieses Sicherheitsgefühl wird jedoch durch solche Anschläge erschüttert.

Die Terroranschläge verändern unsere Realität. Und sie steigern das Bewusstsein dafür, dass es den Terrorismus des Daesh so lange geben wird, wie es diese Vereinigung gibt. Doch ohne Einigkeit zwischen Assad und den diversen Rebellentruppen, zwischen den allierten Kräften und Russland, ohne Einigkeit in der so proklamierten zivilisierten Welt, wird der Daesh unvermindert fortbestehen. Eine bittere Erkenntnis besonders hinsichtlich der offensichtlichen Unmöglichkeit einer koordinierten und zielgeführten Kooperation. Und so überlässt man die Bevölkerung, um die man sich nur schert, solange sie die eigene Position verstärken, dem schlimmsten und unmenschlichsten Gefüge seit langer Zeit.

Doch was will man Einigkeit erwarten zwischen Obama und Putin, wenn es doch schon an einem selbst scheitert. Es ist eine Diskussion wie nach den Anschlägen in Paris, jedoch in bislang geringerem Ausmaß, vielleicht eine Art Gewöhnungseffekt. Es wird nicht viel diskutiert, ich würde es als ein massenhaftes Stellung-beziehen bezeichnen. Meist bezüglich des Islam. Die einen sagen, es sei der Islam in reinster Ausführung, wenn man Menschen sich in die Luft sprengen. Andere sagen, der Islam stehe in keinerlei Verhältnis zu den Geschehnissen. Pro und Contra, so läuft’s halt. Einer vernünftigen Diskussion stehen in dieser extremen Art nicht nur Steine im Weg, sondern vielmehr Berge. Unfähig und unwillig aufeinander zuzugehen. Die meisten scheinen glücklich so. Was es braucht wäre eine wirklich Diskussion.

Der Islam ist eine friedliche Religion. Das ist eine Realität, welche sich beim Blick auf die Zahlen friedlich lebender Muslime vergleichend mit der Zahl der Islamisten ergibt. Ein überwältigendes Mehrheitsverhältnis, deshalb wäre eine gegenteilige Behauptung schlicht und einfach falsch. Sonst könnte man eine Minderheit immer auf die Mehrheit anwenden. Wer käme schon auf die Idee zu sagen, der Mensch sei Spezies von Albinos, nur weil es Albinos gibt. Trotzdem, leider üblicher Blödsinn. Gleichsam haben solcherlei Ereignisse irgendwo auch mit dem Islam zu tun. Nicht mit dem Islam der Mehrheit, aber mit der Religion an sich. Es gibt viele Formen des Islam, den Islam gibt es nicht. Das wird immer wieder richtiger Weise betont.

Das Problem ist aber auch, dass es keine offizielle Abspaltung oder Aufteilung gibt im Islam gibt. Und so kommt es absurder Weise immer wieder dazu, dass man sich als ganz normaler und friedlicher Muslim dazu aufgerufen sieht, sich von Terrorimus zu distanzieren. Was für ein Nonsens. Christen müssen sich schließlich auch nicht davon distanzieren lauter Kinder und Jugendliche umzubringen, wie es der Breivik mit aufklappbarem Arm tat. Aber der Islam wird nun mal als eine einzige Religion wahrgenommen. Darin liegt das Kind begraben. Er vereint eine große friedliche Mehrheit und eine kleine extremistische Minderheit. Das Problem ist die fehlende Abgrenzungsmöglichkeit. Eine solche zu schaffen wäre eine Möglichkeit. Zu sagen, wir gründen eine neue Unterform des Islam, wir spalten uns ab. Das ist allerdings nur eine Idee, keine Ahnung, ob das eine tatsächliche Möglichkeit darstellt. Vorteile hätte dies. Einerseits würde das den Leuten den Wind aus den Segeln nehmen, die den Unterschied zwischen einer Religion und einem Gläubigen zu verstehen. Würden sich dieser Abspaltung des Islams viele Menschen anschließen, dann würde das auch den Extremisten ein Stück ihrer Macht entziehen.

Wahrscheinlich ist das eine sehr naive Idee. Aber ich fürchte mich nicht vor einer gesunden Portion Naivität.

Zu guter Letzt möchte ich noch meinen Ekel ausdrücken über diejenigen, die die Anschläge auszunutzen versuchen. Angefangen mit einer von Storch, der ich sogar Freudentränen über die Anschläge zutraue, bishin zu den Menschen mit Ressentimenthintergrund, wie ich sie nennen will. Keine Beileidsbekundung ohne einen gehässigen Nebensatz. Unwürdig, doch leider häufig. In jedem Fall müssen wir dem entgegentreten. Menschen mit Ressentimenthintergrund haben bloß die Absicht zu spalten, ein Keil zu treiben zwischen Menschen. Christen gegen Muslime, Deutsche gegen Ausländer. Ganz im Sinne des Daesh. Dem wäre es nur lieb, wenn es zur Ausgrenzung von Muslimen käme. Umso einfacher wäre es die westliche Welt zu dämonisieren, Feindbilder zu kreieren und somit Anhänger zu gewinnen. Indem wir das nicht zulassen, können wir den Daesh bekämpfen. Deshalb müssen wir aufeinander zugehen, statt uns zu beschimpfen. Einen ehrlichen Diskurs führen, ohne aber zu vergessen, dass es um Erkenntnisgewinn und nicht um die bloße Verdeitigung der eigenen Position geht. Einigkeit statt Spaltung, dann wird der Terrorismus verlieren.